Peter Alexander / Thapelo Lekgowa / Botsang Mmope / Luke Sinwell / Bongani Xezwi:
Das Massaker von Marikana.
Widerstand und Unterdrückung von Arbeiter_innen in Südafrika.
Übersetzt von Werner Gilits. Hrsg. von Jakob Krameritsch
Wien: Mandelbaum Verlag 2013 (kritik & utopie); 258 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-85476-628-5
War der Tod von 34 Minenarbeitern im südafrikanischen Marikana 2012 das Ergebnis einer tragischen Eskalation oder ein geplantes Blutbad? Um dem nachzugehen machten sich die fünf Autoren des Bandes nur kurze Zeit nach den Vorfällen selbst ein Bild vor Ort, nahmen an Treffen von Arbeitern und Gewerkschaftlern sowie an Protesten teil. Außerdem sprachen sie mit Minenarbeitern sowie Angehörigen der Opfer.
Ihre Beobachtungen und diverse Interviews bilden den Kern des Buches und die Grundlage für die These der Autoren: „Das Minenmanagement, die Polizei und die führende Gewerkschaft haben in Verbund mit der Regierung bewusst die Ermordung von Arbeitern organisiert, die sich für einige Zeit geweigert haben, unter Tage zu gehen, um das wertvollste Metall der Welt zu schürfen – Platin.“ (8) Das Besondere an dem Band ist der deutliche Fokus auf die Sicht der Arbeiter_innen. Es zeigt sich ein beklemmendes Bild ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen. „In den Minen herrscht Unterdrückung. Du stehst unter Druck, das gesteckte Ziel zu erreichen. Wenn du das tägliche Pensum nicht schaffst, darfst du nicht heimgehen. […] Wir arbeiten 12 und sogar 13 Stunden […] Als wir ihnen [den Gewerkschaften] unsere Beschwerden vorgetragen haben, schienen sie diese nicht ernst zu nehmen“ (126), erklärt einer der Minenarbeiter. Dazu komme ein beständiger Zwang, die Sicherheitsbestimmungen zu umgehen.
Als die Arbeiter im August 2012 ihre Arbeit niederlegten und mehr Lohn forderten, kam es zu keinen Verhandlungsgesprächen, stattdessen gab es nach Aussagen der Interviewten Einschüchterungsversuche und Drohungen von Seiten des Minenbetreibers, der Gewerkschaft und der Polizei, die schließlich im Angriff auf die Streikenden mit Schützenpanzerwagen und Sturmgewehren gipfelten. Die Bewertung der Autoren der Vorfälle in Marikana als Massaker ist auf Grundlage der Aussagen der Zeugen durchaus nachvollziehbar, wie auch die Einschätzung Peter Alexanders, dass Marikana ein Wendepunkt in der Geschichte Südafrikas sei: Aufgezeigt worden sei die konfliktbehaftete Trennlinie zwischen den Besitzenden und den Besitzlosen.
Simone Winkens (SWI)
M. A., Politikwissenschaftlerin, Online-Redakteurin
Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Peter Alexander / Thapelo Lekgowa / Botsang Mmope / Luke Sinwell / Bongani Xezwi: Das Massaker von Marikana. Wien: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36975-das-massaker-von-marikana_44575, veröffentlicht am 17.04.2014.Buch-Nr.: 44575
[…] Zum größten Teil basiert der Reichtum Südafrikas auf den Bodenschätzen des Landes (Gold, Diamanten, Kohle, Platin, Chrom, Eisenerz). Bei den Ausfuhren dominieren Edelmetalle, Erze und Mineralien noch immer mit mehr als 40 Prozent der Exporterlöse, wobei dieser Anteil zugunsten verarbeiteter Rohstoffe und industrieller Fertigwaren stetig zurückgeht. [siehe etwas weiter unten: DIE PROVINZEN – Nordwest/North-West; siehe auch: MARIKANA und MARIKANA: Lesetipp]. […]