Gemeinsam erfolgreich – 20 Jahre L im LSVD
Wir erinnern uns:
Vor genau 20 Jahren wird der „SVD“ zum „LSVD“: Mit über 90% beschließt der Verbandstag des SVD [Schwulenverband in Deutschland] am ersten Märzwochenende 1999 in Köln die Erweiterung zum „Lesben- und Schwulenverband in Deutschland“. Halina Bendkowski, Dorothee Markert und Ida Schillen, alle drei Persönlichkeiten mit viel Erfahrung in der Frauenbewegung und in der Lesbenpolitik, werden in den Bundesvorstand des neuen LSVD gewählt: Ein bedeutendes und prägendes Ereignis – für unseren Verband und für die Lesben- und Schwulenbewegung in Deutschland!
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Inzwischen können wir uns kaum vorstellen, dass es mal anders war. 40% unserer Mitglieder sind weiblich – eine Quote, von der viele politische Parteien träumen. Unsere Angebote werden paritätisch genutzt, unser Team ist gemischt, in unseren Vorständen engagieren sich viele Frauen. Darauf sind wir stolz.
20 Jahre L im LSVD gibt uns auch Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie die Zusammenarbeit gelingt.
Wie können wir der Diversität in unserem Verband und in der Community gerecht werden?
Denn selbstverständlich sind auch wir aufgefordert, dafür zu sorgen, dass sich Pluralität umfassend bei uns wiederfindet. Hier stellen sich einige Fragen: °Welche Erfolge und Ziele, aber auch welche Schwierigkeiten und Konflikte wurden gemeistert, welche müssen noch gelöst werden? °Was sollten wir unbedingt beibehalten, was müssen wir verbessern und wie können wir geschlechtergerechte Politiken formulieren und durchsetzen? °Wie kann es uns gelingen, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in unseren Erfahrungen zu repräsentieren? °Was bedeutet Solidarität? Wir freuen uns, all das auch auf unserem kommenden Verbandstag Ende März in Berlin zu diskutieren.
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Was haben wir in den 20 Jahren nicht alles an persönlicher und gesellschaftlicher Freiheit gemeinsam erkämpft!
- °Immer mehr Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen leben selbstbewusst, offen und akzeptiert: in der Familie, in der Nachbarschaft, im Verein und allen denkbaren Bereichen des gesellschaftlichen Lebens.
- °Die rechtliche Gleichstellung konnten wir weit vorantreiben. Drei Jahrzehnte haben wir für die Öffnung der Ehe gekämpft und schließlich breite Mehrheiten in Gesellschaft und Parlament gewinnen können. Die Ehe für alle ist sicherlich ein Meilenstein in der Geschichte der Bürger-/Bürgerinnenrechte in Deutschland.
Zugleich sind Homophobie und Transfeindlichkeit noch nicht überwunden, sondern in Teilen der Gesellschaft weiterhin verbreitet.
Beleidigungen und Herabwürdigungen, Diskriminierungen und Benachteiligungen, Anfeindungen und Übergriffe bis hin zur offenen Gewalt gehören weiterhin zur Wirklichkeit in Deutschland.
Wenn sich deshalb nicht alle Menschen unbefangen im öffentlichen Raum bewegen können, ist das ein massiver Angriff auf die Freiheit. Homophobe und transfeindliche Stimme sind in jüngster Zeit sogar wieder deutlich lautstärker geworden. Menschenverachtende Ideologien der Ungleichheit befeuern Ressentiments. Religiös-fundamentalistische, rechtsextreme und rechtspopulistische Kräfte kämpfen voller Hass darum, LSBTI gleiche Rechte und Entfaltungsmöglichkeiten zu beschneiden und sie wieder aus dem öffentlichen Leben zu drängen. So laufen sie Sturm gegen eine Pädagogik der Vielfalt oder diffamieren das Bemühen um mehr Geschlechtergerechtigkeit.
All das zeigt uns:
Um Werte wie Freiheit, Gleichheit und Respekt muss [weiterhin] täglich neu gerungen werden.
Für uns ist dabei klar: Gemeinsam ist besser, gemeinsam ist stärker, gemeinsam ist erfolgreicher!
Gemeinsam.
Der LSVD-Bundesvorstand
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Das L im LSVD ist mir besonders in der Zeit am eindrücklichsten bewusst geworden, als ich 2004-2005 im Integrationszentrum für lesbische Migrantinnen und schwule Migranten (MILES) des LSVD-Landesverbandes Berlin-Brandenburg die diversen Eigeninitiativen, Beratungsangebote und Outreach-Einsätze in und um Berlin koordinierte: °Plakat-Aktionen mit Schulklassen, °Informationen und Diskussionen auf Straßenfesten, °Mahnwachen und Solidaritätsbekundungen (auch auf dem CSD in Warschau 2015!) …
Dass Frauen und Männer mit Ideenreichtum und mit langem Atem bei den diversen Initiativen und Unternehmungen im Ringen um Akzeptanz und Gleichstellung am selben Strang ziehen und Seite an Seite die angestrebten Meilensteine schließlich erreichen, nährt in mir die Hoffnung: Sie wird eines Tages Wirklichkeit werden und allerorts erlebbar sein – die Vision einer „Gemeinschaft der Verschiedenen“!
Dr. Ben Khumalo-Seegelken, Oldenburg.
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