deutscher Unternehmer `klärt auf´ und …

Ein deutscher Unternehmer, der in Südafrika eine Niederlassung mit Arbeitnehmern und einigen Arbeitnehmerinnen schwarzer Hautfarbe betreibt, behauptet in einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung anlässlich des ersten Todestages von Nelson Mandela, am 5. Dezember 2014:

„…  alles schon längst im Eimer! „

–  „Ein Lehrer in Südafrika “  so behautet unser Gesprächspartner aus dem Ruhrgebiet, „schafft gerade noch 5 Jahre im Dienst, ehe er endgültig weg vom Fenster ist:  HIV-Aids!“.

Der Geschäftsmann fährt unverkennbar besserwisserisch fort:, „Der Regierung Südafrikas entstehen dadurch Kosten – hone Kosten! Schwarze Männer sind ja kein Gewinnposten –  ja schon immer nie gewesen  – dem neuen Südafrika auch nicht!“  …  „Die Frau in Afrika! – die schwarze Frau, die Mama,  in Südafrika – auch im neuen Südafrika! Ohne sie wäre alles ja schon längst im Eimer!  Die Männer? Ach, die Männer!  Die kannst du ja alle gleich vergessen!“… erklärt der Geschäftsmann, der überdies sich dessen rühmt, eigens “ von Madiba selbst  “ (also: von Nelson Mandela) zum „Honorarkonsul der Republik Südafrika im Bundesland …  …“  berufen worden zu sein – also, ein Geschäftsmann mit besonderem Auftrag!

Etliche von den Frauen und Männern, die zur Diskussionsveranstaltung gekommen waren, meldeten sich gleich nach der wortreichen Kundgebung des „Honorarkonsuls“  zu Wort und distanzierten sich ausdrücklich von den Äußerungen des „Honorarkonsuls“.

Einige bekräftigen ausdrücklich, dass sie mit den Menschen Südafrikas viel länger  – also nicht erst  seit Anbruch des Demokratisierungsprozesses Anfang der 1990er Jahre – verbunden sind :   Geschwisterlichkeit  –  also Solidarität in der Infragestellung, unter Protest und im Widerstand und im Kampf gegen Unrecht hier wie dort sei ihnen der bestimmende Faktor geblieben in ihrer Verbundenheit mit den Menschen Südafrikas.  Der „Honorarkonsul“ verzog sich anschließend sichtlich verärgert.

„… wieder schon dort angelangt, wo wir einmal waren??

Ich fühlte mich durch diesen Vorfall in die Zeit versetzt, als in den 1970er Jahren hierzulande Informations- und Diskussionsveranstaltungen in Kirchengemeinden oder unter Studierenden in Solidarität mit den Menschen Südafrikas gegen die Apartheid gezielt und regelrecht von Menschen – einheimischen – gezielt gestört oder einfach gesprengt wurden, die – aus welchen Gründen auch immer – die Apartheid befürworteten und in Deutschland öffentlich dafür eintraten, dass das Apartheidregime in Südafrika weiterhin von Westdeutschland auch militärisch unterstützt und gefördert werden sollte  –  „Deutsch-Südafrikanische Gesellschaft“ [DSAG] nannte sich eine  jener Organisationen.  Der Auftritt des „Honorarkonsuls“ am diesjährigen, dem ersten Todestag Mandelas lies einen Augenblick jener dunkler Vergangenheit schlagartig wieder das Geschehen bestimmen.

Dass die Regierenden „neuen“ Südafrikas offensichtlich nun darauf angewiesen sind, für das, was sie tun oder nicht tun, Menschen zu beauftragen und zu engagieren, die in Deutschland öffentlich auftreten und dabei gar bewusst Unwahrheiten behaupten und unverhohlen Vorurteile propagieren, empfinde ich als bemerkenswert und alarmierend.  Sind die Verhältnisse inzwischen so, dass wir wieder schon dort angelangt sind, wo wir damals noch auf dem langen Weg zur Freiheit waren??

Wortlaut des Vortrages anlässlich der Diskussionsveranstaltung am erten Todestag von Nelson Mandela, am 5. Dezember 2104, in Oberhausen ist an dieser Stelle verfügbar >> VORTRAG: … nach Mandela .

Grüße!

Ben Khumalo-Seegelken.

3 Kommentare zu diesem Artikel bisher »

Kommentare zu »deutscher Unternehmer `klärt auf´ und …«

  1. Ich denke, dass viele weiße Unternehmer in Südafrika genauso denken, es aber nicht wagen, so klar auszusprechen wie dieser „Geschäftsmann aus dem Ruhrgebiet“.
    Empörung ist angesagt und richtig.
    Dabei sollte man nicht vergessen: Für den Arbeitgeber (richtig: Kapitaleigner, Unternehmer) sind Arbeitnehmer (richtig: Arbeiter und Angestellte)immer zuerst Kostenfaktoren. So wie Maschinen, Gebäude, Fahrzeuge, Rohmaterial etc. Da kommt der Mensch bzw. das Menschliche, wenn überhaupt, an zweiter Stelle.

    Ist denn das südafrikanische Außenministerium vom Treiben ihres „Honorarkonsuls“ in Kenntnis gesetzt worden? Beispielsweise über die Botschaft in Berlin.

  2. Lieber Sizwe,
    Es ist leider wahr – wie Sie anmerken -, dass etliche Geschäftsleute in Südafrika genauso denken, es aber nicht wagen, so klar auszusprechen wie dieser “Geschäftsmann aus dem Ruhrgebiet”.

    Ich denke aber, der gute Mann hat sich hierdurch dermaßen ins Abseits begeben – aus dem Kreis ernstzunehmender Gesprächspartner verabschiedet, dass man damit rechnen muss, dass seine Auftraggeber bei den Regierenden Südafrikas sich auf Dauer wohl lieber von einem anderen von der Sorte in dem offensichtlich begehrten Ehrenamt eines Honorarkonsuls in Deutschland würden vertreten lassen wollen. Leider sind solche Interessenlagen gerade im PR-Bereich keine Ausnahmeerscheinung. Dass Südafrikas Regierende es aber offensichtlich nötig haben, sich in dieser Weise vermarkten zu lassen, spricht Bände, tut sehr weh!
    Setzen wir den Weg fort und hoffen wir auf Umdenken und gute Überraschungen!
    Ben.

    • Ja, lieber Ben, Umdenken und gute Ueberraschungen, beides kann Mzansi gut gebrauchen. Hoffen wir, dass die Muehen der Ebene zu einem neuen Anstieg fuehren.

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