Der Fotografie ist es möglich, wie auch anderen Formen visueller Kunst, mit einer ungeheuren Intensität Einblick in menschliches Dasein zu gewähren. Sie schafft Zugang zum Leben anderer und ruft eine Palette von Emotionen wie Empathie, Empörung, Sorge oder Freude hervor. Gleichzeitig kann sie besonders angesichts sozialer Ungerechtigkeit zu Aktionen ermutigen.
Die Ausstellung „So leben wir – Alltag in KwaZulu-Natal” besteht aus 28 Fotos, die von PACSA (Pietermaritzburg Agency for Community Social Action) in Auftrag gegeben und von dem renommierten südafrikanischen Fotografen Cedric Nunn aufgenommen wurden. PACSA ist eine in Südafrika arbeitende Organisation, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt. Die Ausstellung thematisiert das Leben in Südafrika 20 Jahre nach den ersten freien Wahlen von 1994, in denen Nelson Mandela zum Präsidenten gewählt und die Demokratie einführt wurde. Auch zwanzig Jahre nach diesen bahnbrechenden Ereignissen ist das Leben in Südafrika gekennzeichnet von sozialer Ungleichheit, Armut, Korruption und Gewalt, wie wir gerade jüngst in den schrecklichen Ausbrüchen von Xenophobie erleben mussten. Aber es gibt auch andere Aspekte des Lebens, Geschichten über alltägliches Handeln, in denen Menschen für sich Raum reklamieren, sich organisieren und ihr Leben in Würde für sich und andere gestalten. Solche Geschichten erzählen die Bilder der Ausstellung. In ihnen erfinden Menschen neue Formen der Solidarität. Sie gewinnen ihre Gestaltungsmacht zurück, um ihr Schicksal auf lokaler Eben selbst in die Hand nehmen und zum Besseren wenden zu können. Sie lassen durch kleine Aktionen Risse in der Mauer von Ungleichheit, Armut und Gewalt entstehen und sie entdecken und versichern sich in diesen Geschichten wieder ihrer Menschlichkeit in Beziehung zu anderen. Indem die Bilder diesen Geist der Menschlichkeit hochhalten, der sich über den Unterdrückungsmechanismus von Armut und Ungleichheit erhebt, erzählen sie die menschliche Geschichte. Der Fotograf Cedric Nunn (geb. 1957) wuchs in Nongoma auf. Er verließ die Schule nach der 10. Klasse, um in einer Zuckerfabrik zu arbeiten. 1982 zog er nach Johannesburg und begann als professioneller Fotograf. Er ist neben Paul Weinberg, Peter Mackenzie und Omar Badsha einer der bekanntesten südafrikanischen Fotografen, deren Bilder die Apartheidzeit ebenso dokumentieren wie die Zeit nach 1994. Die Ausstellung kann von lokalen VeranstalterInnen gegen Übernahme der Transportkosten bei der KASA (Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika) ausgeliehen werden.
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