Wenn die Architektur stimmt, …

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„Wenn die Architektur stimmt, kann auch die Organisation der Schule funktionieren“ – davon ist Eric Zombré überzeugt. Der 30-jährige Architektur-Absolvent der Fachhochschule Mainz hat neue Gebäude für eine Grundschule in Ouagadougou, der Hauptstadt seines Heimatlandes Burkina Faso, entworfen. Als kleiner Junge war er selbst Schüler dort – heute träumt er davon, seinen Etnwurf einer neuen Gemeinschaftsschule zu verwirklichen.

„Mir ist es wichtig, lokales Material mit moderner Architektur zu verbinden“, fasst Zombré seinen Ansatz zusammen. Statt teuren Import-Zement will er lieber den lokalen Lehm verbauen, der zudem für ein besseres Raumklima sorgt. Glasscheiben ersetzt er durch geflochtene Kokos-Blätter und in den Decken plant er, Plastikflaschen als Oberlichter einzusetzen, die Tagesicht in den Klassenraum scheinen lassen. „Von Plastikflaschenhaben wir genug, denn in Burkina Faso gibt es kein Pfandsystem, wie in beispielsweise in hierzulande“, fügt er hinzu.

Für den ökologisch durchdachten Entwurf gab es Bestnoten

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Seine Professoren an der FH Mainz honorierten den ökologisch durchdachten Entwurf mit Bestnoten – doch viel schwieriger wird es, die Verantwortlichen in Ouagadougou von seinen Plänen zu überzeugen: Teure Import-Baumaterialien stehen in Burkina Faso hoch im Kurs, berichtet er. Wer es sich leisten kann, baut mit Zement. „Am Anfang werden die Leute skeptisch sein. Aber ich bin sicher, dass es funktioniert. Wen die Schule erst einmal steht, könnte sie ein Vorbild für andere Schulneubauten werden“, ist sich Zombré sicher.

Hartnäckig will er bei seinen Landsleuten für seinen Entwurf werben. „Ich will sie ermutigen, neue Bauweisen auszuprobieren“, sagt Eric Zombré. Ebenso hartnäckig verfolgte er seinen Plan, in Deutschland zu studieren: „Ich wollte schon immer Architekt werden und mein Traum war es, nach Deutschland zu gehen“, berichtet er.

Für diesen Traum haben er und seine Familie viel auf sich genommen. Um ein auch international anerkanntes Fachabitur abzulegen, ging er ins Nachbarland Benin. Danach schrieb er sich zunächst an der Universität in Ouagadougou ein, bevor es seinem Onkel schließlich gelang, das Geld für einen Deutschland-Aufenthalt aufzubringen. „Meine Familie hat während dieser Zeit immer an mich geglaubt“, erinnert er sich.

In Deutschland angekommen wurden die Probleme nicht kleiner: Eric Zombré fand zunächst keine dauerhafte Bleibe, musste jeden Monat umziehen. „Die WG-Suche ist für Ausländer sehr schwer in Deutschland“, berichtet er. Zudem habe er gezweifelt, ob er die Sprache jemals lernen könne. Viel Zeit blieb ihm dafür jedoch nicht: Innerhalb von zwei Jahren nach der Ankunft musste er Sprachkenntnisse und einen Studienplatz vorweisen – sonst hätte er die Heimreise antreten müssen. Doch kurz vor Ablauf der Frist kam doch die Zusage der FH Mainz. In einigen Jahren möchte Eric Zombré gern nach Burkina Faso zurückkehren

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Auf seine Studienzeit in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt blickt er gern zurück, die Sympathien seiner Kommilitonen und Kommilitoninnen gewann Zombré durch seine Offenheit: „Ich habe am Anfang gesagt: Für mich gibt es keine dummen Fragen, ich beantworte jede von euch.“ Dennoch war er überrascht, wie wenig seine Mit-Studierenden über seine afrikanische Heimat wussten. Einige von ihnen hätten sich etwa darüber gewundert, dass er Löwen zum ersten Mal im Frankfurter Zoo gesehen hat.

Neben der Uni war Zombré im Asta, der Selbstorganisation der Studierenden, aktiv und organisierte einen Wohltätigkeits-Lauf für Kinder mit. Für seine Leistungen und sein soziales Engagement wurde er im vergangenen Jahr mit dem Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) ausgezeichnet. Doch, obwohl er sich gut eingelegt hat, in Deutschland bleiben will Eric Zombré nicht.

Spätestens in einigen Jahren möchte er nach Burkina Faso zurückkehren. „Dort werden viele Architekten gebraucht. Aber wenn ich noch viel länger hier bleibe, verliere ich meine Kontakte in der Heimat und werde auch doch als Ausländer angesehen“, beschreibt er die Schwierigkeiten der Diaspora.
Mit seinem achtsemestrigen Bachelor in der Tasche, der auch den Eintrag in er Architektenkammer erlaubt, schlafe er ruhiger, sagt Zombré. Seinen ersten großen Traum hat er sich erfüllt – nun arbeitet er am nächsten: Seiner ehemaligen Grundschule in Ouagadougou mit dem in Mainz erworbenen Wissen weiterzuhelfen.

Jakob Blume, Frankfurter Rundschau (FR), Wissen & Campus, 24.06.2014, 23.

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