Buchvorstellung:
Matthias Krieg | Gabrielle Zangger-Derron (Hgg.): Die Reformierten. Suchbilder einer Identität. Ein Projekt von „Bildung und Gesellschaft“, im Auftrage der evangelisch-reformierten Landeskirche des Kanton Zürich in Zusammenarbeit mit Paul Leuzinger, Hans Jürgen Luibl, Friederike Osthof, Benjamin Stückelberger und Christian Zangger, Zürich: Theologischer Verlag 2002, ISBN 3-290-17236-8, 475 Seiten.
Vorwort:
Die Reformierten? Man weiß, dass es sie gibt. Natürlich in der Schweiz, auch in Holland und Ungarn, in den angelsächsischen Ländern, wo sie „Presbyterianer“ heißen, in Ghana und Korea und an vielen anderen Orten der Welt. Aber kennt man sie auch? Und vor allem: Kennen sie sich selbst?
Je weiter unsere Arbeitsgruppe in die Geschichte und Gegenwart des Reformiertseins ausschweifte, über die Grenzen der Schweiz und Europas hinaus, auch über die Binnenperspektive des Kirchlichen und Konfessionalistischen hinaus, desto anspruchsvoller wurde neben dem Problem des Erkennens auch das Problem der Darstellung: Wie lässt sich die Freude des Entdeckens, die wir selbst empfanden, auf die Leserschaft übertragen? Wie vermeiden wir den Eindruck einer fixierten reformierten Doktrin? Wie entgehen wir der Gefahr, nur das Vorbildliche und Erfolgreiche darzustellen, das Belastende und Fragwürdige aber zu verschweigen? Wie entschärfen wir den Verdacht, auf Kosten anderer Konfessionen und der gemeinsamen Ökumene billigen Konfessionalismus betreiben zu wollen?
Am Ende eines langen kritischen und selbstkritischen Prozesses steht nun ein dickes Buch. Es bietet in neun Kapiteln 157 Einheiten, dazu im Anhang ein Brevier der Eigenheiten, einen Gedenkkalender und eine Liste weiterführender Literatur.
Den neun Kapitel entsprechen neun Literaturgattungen: Zu Beginn sind es launige Müsterchen, die erste Annäherungen ermöglichen. Ihnen folgen neun Essays über spezielle Akzente reformierter Glaubensformulierung. Das dritte Kapitel nimmt die Gattung des Katechismus auf, das vierte die des Bekenntnisses. Im fünften äußern sich Spezialisten in persönlichen Statements zum Wesen und zur Zukunft des Reformierten. Das sechste Kapitel zeichnet im Stil des Feuilletons Lebensbilder reformierter Persönlichkeiten von Zwingli bis in die Gegenwart. Interviews mit reformierten Laien, die auf ihrem Gebiet Prominenz erlangt haben, bilden das siebte Kapitel. Wie vielfältig reformierter Glaube auch kulturelle Gestalt gefunden hat, zeigen die Interpretationen im achten Kapitel. Den Schluss bilden Routenbeschreibungen zu Schauplätzen reformierter Geschichte. Die 157 Einheiten entfalten, was wir entdeckt haben, und sollen zu eigenem Forschen verlocken. Sie haben mehr zu erzählen als zu belehren. Sie fördern Beachtliches zutage und weichen Schwierigkeiten nicht aus. Sie sind Suchbilder einer Identität, di, einmal entdeckt, ein selbstbewusstes Profil ermöglicht, das durchaus nicht konfessionalistisch sein muss.
Sie haben dieses Buch nun in Händen. Es ist ein Lesebuch, wenn Sie allein darin herumschweifen: Jede der 157 Einheiten kann auch sich heraus verstanden werden. Springen ist nicht nur möglich, sondern den Hinweisen der Gesichtspunkte im Anhang folgend sogar empfohlen. Sie können sich Zeit nehmen, immer wieder einmal darin herumzustöbern.
Es ist ein Arbeitsbuch, wenn Sie an einem Kurs der Erwachsenenbildung Ihrer Kirchengemeinde teilnehmen: Einige Kapitel können direkt am Kursabend Verwendung finden, andere sind eher für die Vorbereitung der kursleitung nützlich, wieder andere eignen sich als einführende oder vertiefende Lektüre für Teilnehmende.
Viele haben zur Entstehung dieses Buches beigetragen, vielen gilt unser Dank: der Arbeitsgruppe, die während fünf Jahren die Hochs und Tiefs von Entdeckungsreisenden erfahren hat; allen, die aus der Nähe oder Ferne schreibend oder vermittelnd dazu beigetragen haben; Kaspar Thalmann, der unsern Einsichten ein gutes Aussehen verliehen hat; Claudine Bérard, die unermüdlich das Sekretariat betreut hat; dem Verlagsleiter Niklaus Peter, der um Rat nie verlegen war; dem Kirchenrat der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich, der den Auftrag erteilt und das Ergebnis subventioniert hat; der Schweizerischen Reformationsstiftung, die großzügig mitgeholfen hat, das Buch erschwinglich zu machen.
Das Projekt „Reformierte Identität“ hat damit seinen Abschluss gefunden, die reformierte Identität selbst hoffentlich nicht. Sei besteht ja gerade in der Bereitschaft, sich vom Evangelium her immer neuen und andern Herausforderungen der Zeit zu stellen.
Matthias Krieg und Gabrielle Zangger-Derron
siehe>> SEMINAR: Reformierte Identität im Bekenntnis und im Widerstand gegen Unrecht.
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Müsterchen: Ein bunter Bilderbogen aus „diesem und jenem“ führt auf unbekannte und überraschende Art hin zu Sichtweisen und Fragestellungen, die sich als typisch reformiert herausstellen.
Eigenheiten: Besondere Akzente und Anliegen reformierter Theologie werden dargestellt und im Blick auf ihre Aktualität überdacht.
Formulierungen: Drei Pfarrerinnen in besonderen Diensten nehmen nach Art eines Katechismus Stellung zu den fünfzehn ihnen am meisten gestellten Glaubensfragen unserer Zeit.
Bekenntnisse: Die älteste und verbreitetste nachbiblische Bekenntnis wird von neun Gemeindegruppen aus Laien und Theologen bedacht und ausgelegt, miteigenen Worten, im Kontext, liturgisch.
Perspektiven: Fachleute benennen in persönlichen Essays diejenigen „essentials“, die aus ihrer Kenntnis und Einschätzung unerlässlich und zukunftsfähig sind fürs gemeinsame Reformiertsein.
Lebensbilder: Im Stil des Feuilletons aufbereitet stehen gelebte Leben exemplarisch für den Versuch jeder Generation, Elemente reformierter Geistesprägung und Lebensart zu verwirklichen.
Interviews: Bekannte Laien geben Auskunft, inwiefern sie sich in ihrem Handeln und Denken als reformiert geprägt erleben.
Gestaltungen: Interpretationen beispielhafter Werke auf acht Gestaltungsfeldern machen deutlich, wie reichhaltig, aber auch wie assimiliert reformierter Glaube kulturelle Gestalt finden kann.
Schauplätze: Exemplarische Routenbeschreibungen vermitteln nützliche Hinweise für kurze oder lange, nahe oder ferne Ausflüge in historische Landschaften, ein kleiner reformierter Reiseführer.
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siehe>> SEMINAR: Reformierte Identität im Bekenntnis und im Widerstand gegen Unrecht.
[…] Krieg, Matthias und Gabrielle Zangger-Derron (Hgg.): Die Reformierten. Suchbilder einer Identität.… […]
[…] im Folgenden einige Begebenheiten hervor, an die erinnert wird, wenn Menschen heute sich fragen: „Die Reformierten. Wer sind sie? Woher, weshalb und – vor allem – wie sind sie geworden?“ – […]
[…] Matthias und Gabrielle Zangger-Derron (Hgg.): Die Reformierten. Suchbilder einer Identität. Ein Projekt von „Bildung und Gesellschaft“, im Auftrage der […]
[…] Aber verehrter Herr, bei Ihrer Warnung steht mehr auf dem Spiel. Was auf dem Spiel steht, ist das überaus schwierige und heikle Problem des Gehorsams des Christen gegenüber dem Staat. Mir liegt daran, dass Sie verstehen, dass ich zu zivilem Ungehorsam aufgerufen habe als Christ in der Nachfolge anderer Christen. Es überrascht mich, dass einige in diesem Aufruf eine Anstiftung zur Gewalt sehen wollten. In Wirklichkeit meint er gerade eine Alternative zur Gewalt. Ich suche diese Alternative eben deshalb, weil ich nach wie vor den Weg der Gewalt nicht als den gebotenen Weg sehen kann … Im übrigen habe ich nach meiner Überzeugung nichts anderes getan, als mich einzureihen in die reformierte Tradition. […]